Pressespiegel

Lübecker Nachrichten | Donnerstag, 12.04.2007

Bibliothek als Forschungslabor
Bei Musikwissenschaftlerin Andrea Hammes dreht sich alles um Johannes Brahms

[von Michael Hollinde]

Wenn Andrea Hammes forscht, geht sie nicht ins Labor. Nein, sie geht in die Bibliothek. »Das ist quasi mein Forschungslabor«, erklärt die 25-jährige Musikwissenschaftlerin. Dort studiert sie die Quellen, die ihr neues Wissen verschaffen und die ihr dazu verhelfen sollen, eine Doktorarbeit zu verfassen. Diese Quellen bestehen aus Notenliteratur und Lexika, aber auch aus Briefen und alten Zeitungen. Denn die gebürtige Triererin ist dem Komponisten auf der Spur, der ihrer Arbeitsstätte, dem Lübecker Brahms-Institut an der Musikhochschule, seinen Stempel aufgedrückt hat. »Ich befasse mich jedoch nur mit den Werken, die Brahms gewidmet wurden«, erklärt die Jung-Wissenschaftlerin.

In der Summe seien das rund 100 bekannte Werke von 88 verschiedenen Komponisten - wie sie inzwischen herausgefunden hat, zumeist Kammermusik. Zum Beispiel von Max Bruch sowie Clara und Robert Schumann. »Es sind aber auch viele unbekannte Zeitgenossen dabei, die durch ihre Widmung an Brahms mit ihrem Stück einfach bekannter werden wollten. » Heute würde man wohl den Begriff »Trittbrettfahrer« bemühen. Diese sogenannte Widmungsforschung würde viele bisher unbekannte Verknüpfungen in der Musikwissenschaft ans Tageslicht bringen. »Wie verändern sich durch Brahms inspirierte Kompositionsstile? Wie verbreiteten sich Brahms Werke in anderen Ländern? Welche Bezüge lassen sich zur Zeitgeschichte herstellen?«, zählt sie nur einige Fragen auf, mit denen sie sich auseinandersetzt. Das sei äußerst spannend und herausfordernd.

»Natürlich ist es aber auch hilfreich, dass man diese Musik auch mag«, fügt sie hinzu. Der Weg in die Musikforschung hat sich bei Andrea Hammes Schritt für Schritt ergeben. Schon früh hat sie die Geige für sich als Instrument entdeckt; dazu kam ihre Freude am Chorgesang. »Durch einen Auftritt unseres Chores am Theater bin ich dann als Schülerin auf die Idee gekommen, einmal ein Praktikum in der dortigen Musikdramaturgie zu absolvieren« , erzählt sie, »das war eine inspirierende Erfahrung«. Entsprechend hat sie nach dem Abitur in Leipzig Musikwissenschaft auf Magister studiert und nebenbei im Bach-Archiv gearbeitet. »Auf Lübeck bin ich durch eine Stellenanzeige aufmerksam geworden.«

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