Mitteilung des Instituts

Dienstag, 06.02.2024

Wir trauern um Prof. Kurt Hofmann

Am Anfang steht ein kleines Albumblatt: Der Sänger Julius Stockhausen notiert die Arie »Es ist genug« aus dem Oratorium Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy. Johannes Brahms ergänzt auf dem Blatt wenige Takte mit einer ironischen Walzerbegleitung. Diese kleine Kostbarkeit ist das erste von Kurt Hofmann erworbene Albumblatt. Seit Anfang der 1950er Jahre beschäftigte sich der 1931 in Hamburg geborene Hofmann mit dem Leben und Schaffen des Komponisten.

Kurt Hofmann war ein homo collector, ein leidenschaftlicher Sammler. Die ersten Fotografien, Albumblätter oder Briefe von Brahms waren für ihn »Heiligtümer«. Im Laufe der Zeit trug er die weltweit größte Privatsammlung zu Brahms und seinem Umfeld zusammen. Diese »Sammlung Hofmann« bildet den Grundstock unseres Brahms-Instituts an der Musikhochschule Lübeck, das 1990 gegründet wurde. Kurt Hofmann leitete das Institut gemeinsam mit seiner Frau Renate bis 1999. Auch als Institutsleiter erweiterte er die Sammlung noch um kostbare Stücke wie etwa das Autograph des zweiten Klavierquartetts op. 26 aus dem Nachlass von Rudolf Serkin.

Neben der Sammelleidenschaft sind seine wissenschaftlichen Arbeiten, die er gemeinsam mit seiner Frau vorgelegt hat, bis heute Grundlagenwerke der Brahms-Forschung. Den Auftakt seiner eindrucksvollen Publikationstätigkeit machen 1971 die Tagebücher des Brahms-Freundes Richard Heuberger. Drei Jahre später katalogisiert er die Bibliothek des Komponisten, wie sie sich in Wien erhalten hat. Besonders eindrucksvoll ist auch die Dokumentation »Johannes Brahms als Pianist und Dirigent«, die 2006 erschienen ist.

Seine Liebe zu Brahms wollte Hofmann mit vielen teilen. So war er Gründungsmitglied der Johannes-Brahms-Gesellschaft Hamburg Internationale Vereinigung e.V.. Für sein Engagement wurde er vielfach ausgezeichnet. 1983 erhielt er die Johannes-Brahms-Medaille der Freien und Hansestadt Hamburg für Verdienste um die Brahms-Forschung, 1996 den Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig Holstein.

Dankbar erinnert sich der Unterzeichnende an viele gute Gespräche, an die bis ins hohe Alter lebhafte und enthusiastische Art Hofmanns. Seinen 90. Geburtstag konnten wir noch in der Villa Brahms auf dem Jerusalemsberg gemeinsam feiern. Das Geschenk des Instituts hat ihn gerührt: In einem Antiquariat hatten wir das maschinenschriftliche Manuskript Hofmanns zu den Erstdrucken der Werke von Brahms entdeckt, das 1975 bei Schneider/Tutzing erschienen ist. Hofmann ist damit selbst Gegenstand auf dem Sammlerparkett geworden.

Am 5. Februar ist Kurt Hofmann im Alter von 92 Jahren in Lübeck gestorben.


Wolfgang Sandberger




Prof. Kurt Hofman †
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